Eugenia Charles

Dame Mary Eugenia Charles, geboren 1919, wird 1980 die erste Premierministerin von Dominica und weltweit die erste Regierungschefin mit juristischer Ausbildung.

Hintergrund

Eugenia Charles' Interesse am Recht führt sie von Dominica, einer kleinen Insel in der Karibik, nach Kanada und England. Sie studiert in Toronto und London und erhält 1947 die Zulassung zur englischen Rechtsanwaltskammer Inner Temple. Ausgerüstet mit diesem Wissen kehrt sie nach Dominica zurück. Sie wird die erste Anwältin auf der Insel, eröffnet ihre eigene Kanzlei und spezialisiert sich im Sachenrecht.

Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte taucht sie zunehmend in die Politik ein. In den 1960er Jahren engagiert sie sich privat und als Mitgründerin der Freedom Fighters gegen staatliche Einschränkungen der Pressefreiheit. Die Gruppe verbucht Erfolge und fusioniert mit einer anderen Partei zur Dominica Freedom Party (DFP). Charles wird an deren Spitze gewählt. Ein paar Jahre später gelingt ihr der Einzug ins Parlament und die Parteichefin wird zur Oppositionsführerin. Als kinderlose unverheiratete Frau wird sie in dieser Zeit zur Zielscheibe sexistischer Angriffe ihrer Gegner. Dem Siegeszug von Charles und ihrer Partei tut dies aber keinen Abbruch: 1980 gewinnt die DFP die Wahlen und Charles wird zur ersten Premierministerin Dominicas ernannt. Sie ist damit weltweit die sechste weibliche Regierungschefin und die erste mit juristischem Hintergrund.

Im Amt wird sie als "Iron Lady of the Caribbean" bekannt, die kompromisslos ihre Anliegen durchbringt. Ihre Agenda reicht von Gesetzen gegen Korruption, über die Verbesserung der staatlichen Infrastruktur, bis hin zur Unterstützung der international umstrittenen US-amerikanischen Invasion auf Grenada. Weiter engagiert sie sich als Vorsitzende der Vereinigung östlicher karibischer Staaten für die regionale Zusammenarbeit. Nach zwei Wiederwahlen sinkt ihre Popularität; Charles gibt ihr Amt nach 15 Jahren ab. In den Jahren bis zu ihrem Tod engagiert sie sich bei Non-Profit-Organisationen, die sich für Menschenrechte und freie und faire Wahlen einsetzen.

(Quellen: Wikipedia, Oxford DNB; Bildquelle: Carribean Elections)

Lebensstationen

  • 1919 geboren in Pointe Michel (Dominica)
  • 1947 LL.B. der University of Toronto
  • 1949 LL.M. der London School of Economics
  • 1947 Zulassung zur englischen Rechtsanwaltskammer Inner Temple
  • 1949-1970 Rechtsanwältin in Dominica
  • 1967 Mitgründerin der Freedom Fighters
  • 1969-1995 Vorsitzende der Dominica Freedom Party
  • 1970-1980 Mitglied des House of Assembly
  • 1980-1995 Premierministerin
  • 1992 Ernennung zur Dame Commander of the Order of the British Empire
  • 2005 Tod

Weiterführende Informationen

  • Markson Gill: "Eugenia Charles: A Biographic Overview of Her Public Life", in: Cynthia Barrow-Giles (Hrsg.): Women in Caribbean politics, Jamaica 2011, S. 147-157.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.