Hubertine Auclert

Marie-Anne-Hubertine Auclert, geboren 1848, gründet 1876 den ersten Frauenstimmrechtsverein Frankreichs.

Hintergrund

Hubertine Auclert widmet ihr Leben dem Kampf für Frauenrechte – und zieht dabei sämtliche Register, die ihr zur Verfügung stehen. Früh ist sie auf sich allein gestellt: Als Vollwaise – aber mit einem Erbe, welches ihr Unabhängigkeit garantiert – zieht sie mit 25 Jahren aus der Provinz nach Paris. Hier taucht sie in die Frauenbewegung ein und wird in den folgenden Jahren zu einer prominenten Aktivistin. Insbesondere die rechtliche Gleichstellung ist Auclert ein Anliegen: Sie fordert umfassende Bürgerrechte für Frauen; sei es im Bereich der Ausbildung, der politischen Partizipation oder dem Recht auf Scheidung und eigenes Einkommen. 1876 gründet sie dazu den ersten Frauenstimmrechtsverein in Frankreich namens "Le Droit des Femmes" (ab 1883: Société de Suffrage des Femmes). Sie organisiert Petitionen und Boykotte, veröffentlicht Artikel, gründet eine eigenen Zeitschrift, hält Reden und schreibt, nach einem vierjährigen Aufenthalt in Algerien, ein Buch über diskriminierende Auswirkungen von patriarchaler Tradition und Kolonialismus auf algerische Frauen.

Zum Aushängeschild der Frauenrechtsbewegung wird Auclert insbesondere durch ihre unkonventionellen und angriffslustigen Methoden: Sie hält an standesamtlichen Trauungen spontane Vorträge über die Unzulänglichkeiten des damaligen Eherechts, stürmt Sitzungen der Abgeordnetenkammern, um vor Ort eine Ausgabe des Code Civil zu zerreissen und stört verschiedene Wahlveranstaltungen. Die Presse stürzt sich auf diese Vorfälle und verhilft Auclert auf diese Weise sowohl zu nationaler Bekanntheit wie auch zur Verbreitung ihrer Forderungen.

Dem konservativen Teil der französischen Öffentlichkeit wird sie so schnell zum Feindbild; ihre Petitionen werden ignoriert, ihre Forderungen abgeschmettert. Dennoch kann sich Frankreich den feministischen Forderungen nicht ewig erwehren. Um die Jahrhundertwende werden Frauen beispielsweise zu einigen juristischen Berufen zugelassen und 1944 erhalten sie endlich das Stimm- und Wahlrecht. Auclert ist zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre tot. Damals verachtet, wird Auclerts Engagement heute ausführlich gewürdigt. Ihr Erbe wird u.a. im Centre Hubertine Auclert weitergeführt, das sich der Gleichstellung und dem Sichtbarmachen von Frauen in der Gesellschaft verschrieben hat.

(Quellen: Wikipedia, Debré/Bochenek 2013, Hause 1987; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1848 geboren in Saint-Priest-en-Murat (Frankreich)
  • 1863 Umzug nach Paris
  • 1876 Gründung Frauenstimmrechtsverein Le Droit des Femmes
  • 1881 Gründung der Zeitung La Citoyenne
  • 1888-1892 Aufenthalt in Algerien
  • 1900 Publikation Les femmes arabes en Algérie
  • 1914 Tod

Weiterführende Informationen

  • Hause, Steven C.: Hubertine Auclert: The French Suffragette, London/New Haven 1987.
  • Debré, Jean-Louis/Bochenek, Valérie: Ces femmes, qui ont réveillé la France, Paris 2013.

Letzte Aktualisierung: L. Pacozzi. Verantwortlich: A. Tschentscher.