Hilde Benjamin

Helene Marie Hildegard Benjamin, geboren 1902, wird 1953 die erste Justizministerin der DDR und der Welt.

Hintergrund

Hilde Benjamin ist nicht nur die erste Justizministerin der DDR, sondern auch die erste Frau weltweit, die dieses Amt bekleidet. Sie ist eine Frau der Macht, die sich auf Terrain wagt, das bislang nur Männern vorbehalten ist. Dafür erntet sie jedoch häufig mehr Missgunst als Anerkennung.

Als junge Anwältin und überzeugte Kommunistin verteidigt Benjamin als "Rote Hilfe" regelmässig politisch verfolgte Genoss*innen. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird ihr die Anwaltszulassung entzogen und ihre juristische Tätigkeit findet ein (vorläufiges) abruptes Ende. Benjamin wird nicht nur ihres Berufes beraubt, sondern auch ihres Ehemannes, der wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner kommunistischen Gesinnung inhaftiert und schliesslich ermordet wird. Benjamin den gemeinsamen Sohn alleine gross und unterstützt jüdische Ehefrauen politischer Häftlingen.

Nach Kriegsende kann sie endlich wieder ihrer Berufung als Juristin nachgehen. Engagiert beteiligt sie sich am Aufbau von neuen juristischen Strukturen in der Sowjetzone. In der neu gegründeten DDR eröffnet sich ihr eine steile Karriere: Zunächst als Rechtsanwältin, dann als Richterin und schliesslich als Justizministerin. Benjamin wird zur Symbolfigur der stalinistischen Justiz. Ihrem kompromisslosen Auftreten in zahlreichen Schauprozessen verdankt sie den Spitznamen "roten Hilde" oder "Bluthilde". 1967 wird Benjamin zum Rücktritt von ihrem Ministeramt gedrängt offiziell aus "gesundheitlichen Gründen", wobei vermutlich auch homophobe Motive eine Rolle spielen.

Seit Beginn ihrer Karriere setzt sich Benjamin, ihrer sozialistischen Gesinnung entsprechend, für frauenrechtliche Anliegen ein, so auch als Mitbegründerin des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands. Benjamin erlebt das Ende der DDR nicht mehr, an deren Aufbau sie massgeblich beteiligt war: Sechs Monate vor dem Mauerfall stirbt die Juristin in Ost-Berlin.

(Quellen: FemBio, Brentzel 2013, LeMO, Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1902 geboren als Helene Marie Hildegard Lange in Bernburg, Deutschland
  • 1921-1924 Jurastudium an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Hamburg
  • Ab 1926 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)
  • 1933 Entziehung der Anwaltszulassung
  • 1939-1945 Dienstverpflichtung in der Konfektionsindustrie
  • 1945 Staatsanwältin in Berlin-Steglitz
  • 1948 Vorstandsmitglied des Demokratischen Frauenbundes Deutschland und Leiterin der Juristinnenkommission
  • 1949-1953 Vizepräsidentin des Obersten Gerichts der DDR
  • 1952 Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 1953-1967 Justizministerin
  • 1954-1989 Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei (SED)
  • 1955 Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Silber
  • 1962 Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Gold
  • 1963 Kommissionsvorsitz zur Ausarbeitung des neuen Strafgesetzbuches
  • 1967-1989 Lehrstuhlsleitung "Geschichte der Rechtspflege" an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR in Potsdam
  • 1989 Tod

Weiterführende Informationen

  • Brentzel, Marianne: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902-1989, Berlin 2013.
  • Biografie von Benjamin Hilde im Lebendigen Museum Online, Irmgard Zündorf, 2016.

Letzte Aktualisierung: J. Niederberger. Verantwortlich: A. Tschentscher.