Rosalie Abella

Rosalie Silberman Abella, geboren 1946, wird 2004 die erste jüdische Richterin am Obersten Gerichtshof von Kanada.

Hintergrund

Rosalia Silberman Abella wird als Kind von Holocaust-Überlebenden in einer Unterbringung für Displaced Persons (DP-Lager) in Stuttgart geboren. 1950 wandert die Familie nach Kanada aus und baut sich dort ein Leben nach dem Krieg auf. In ihren Jugendjahren fällt Abella durch ihre aussergewöhnliche musikalische Begabung auf. Ihre Leidenschaft gilt dem Klavierspielen und sie gehört mit 18 Jahren zu den jüngsten Absolventinnen des Royal Conservatory of Music. Ihr virtuoses Talent verfolgt sie derweil nicht weiter, sondern entschliesst sich für ein Jurastudium – der Beginn einer herausragenden juristischen Karriere. Nach einigen Jahren juristischer Praxis folgt der Ruf ans Familiengericht in Ontario. Mit 29 Jahren wird Abella die jüngste Richterin Kanadas und zugleich die erste schwangere Frau, die als Richterin amtet.

2004 erreicht Abellas Laufbahn einen weiteren Meilenstein: Sie wird als erste jüdische Richterin an den Obersten Gerichtshof Kanadas berufen. 17 Jahre lang prägt die Pionierin die oberste kanadische Rechtsprechung. Abella ist eine hochgeachtete Richterin und erhält für ihr Wirken zahlreiche Auszeichnungen. Ihr Lebenswerk ist der sozialen Gerechtigkeit gewidmet: Vehement setzt sie sich für Minderheitenschutz ein und gilt als eine progressive Stimme im kanadischen Recht. Nach 45 Jahren im Richteramt, davon 17 Jahre am Obersten Gerichtshof, tritt Abella in den Ruhestand und hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis.

(Quellen: Jewish Women's Archive, Supreme Court of Canada; Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1946 geboren in Stuttgart, Deutschland
  • 1950 Migration nach Kanada
  • 1964 Abschluss am royalen Konservatorium in Toronto
  • 1967 B.A. an der Universität Toronto
  • 1970 LL.B. an der Universität Toronto
  • 1972 Zulassung als Rechtsanwältin
  • 1976 Richterin am Familiengericht Ontario
  • 1984-1989 Vorsitzende des Ontario Labour Relations Board
  • 1989-1992 Vorsitzende der Ontario Law Reform Commission
  • 1988-1992 Gastprofessorin an der Rechtsfakultät der McGill Universität
  • 1997 Aufnahme in die Royal Society von Kanada
  • 2004-2021 Richterin am kanadischen Supreme Court
  • 2021 Gastprofessorin an der Harvard Law School

Weiterführende Informationen

  • Dokumentarfilm Without Precedent: The Supreme Life of Rosalie Abella von Barry Avrich und Mark Selby, 2023

Letzte Aktualisierung: J. Niederberger. Verantwortlich: A. Tschentscher.