Gisela Niemeyer

Gisela Niemeyer, geboren 1923, wird 1975 als erste Frau Präsidentin eines deutschen Finanzgerichts.

Hintergrund

Der Einstieg in die Juristerei ist für Gisela Niemeyer kein leichter. Als Abiturientin in den Kriegsjahren wird sie zum Hilfsdienst verpflichtet und muss ihre beruflichen Pläne zunächst zurückstellen. Erst nach dem Krieg kann sie ihren Wunsch verwirklichen und nimmt im Sommer 1948 das Jurastudium in Kiel auf. Gemeinsam mit ihrem Mann, der ebenfalls studiert, und den zwei gemeinsamen Kindern lebt sie in einer engen Mansarde. Während sie bis spät nachts für ihre Klausuren lernt, kümmert sich ihr Mann um die Kinder. Nach Absolvieren des Ersten Juristischen Staatsexamens unterbricht sie zeitweise ihr Studium, um als Verwaltungsangestellte den Familienunterhalt zu finanzieren.

Niemeyer distanziert sich zwar weitgehend von der feministischen Bewegung, verkennt dabei jedoch nicht die Bedeutung der Gleichberechtigung. Frei von Ideologien und angetrieben durch ihren Pragmatismus verfolgt Niemeyer zielstrebig eine Karriere in der männlich dominierten Finanzverwaltung: Angefangen als Assessorin steigt sie zur Richterin am Finanzgerichtshof auf und wird im Jahr 1972 als erste Frau zur Bundesrichterin am Bundesfinanzhof berufen. Drei Jahre später übernimmt sie das Amt der Präsidentin des Finanzgerichts, bevor sie 1977 schliesslich zum Höhepunkt ihrer Karriere zur Bundesverfassungsrichterin ernannt wird.

(Quellen: djbZ, die Zeit, Wikipedia, Bildquelle: Wikipedia)

Lebensstationen

  • 1923 geboren als Gisela Wawe in Danzig, Deutschland
  • 1948-1951 Jurastudium in Kiel
  • 1951 Erstes Juristisches Staatsexamen
  • 1956 Zweites Juristisches Staatsexamen am Oberlandesgericht Köln
  • 1957-1964 Assessorin bei der Finanzverwaltung in Bonn
  • 1961 Promotion
  • 1966 Richterin beim Finanzgericht Düsseldorf
  • 1971 Ernennung zur Senatspräsidentin
  • 1972-1975 Bundesrichterin am Bundesfinanzhof in München
  • 1975 Präsidentin des Finanzgerichts Düsseldorf
  • 1977-1989 Richterin am Bundesverfassungsgericht
  • 1989 Verleihung des grossen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 2012 Tod

Weiterführende Informationen

  • Oberloskamp, Helga: "Dr. Gisela Niemeyer, Richterin des Bundesverfassungsgerichts a.D. Zur Erinnerung", in: Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes 15 (2012), S. 83.

Letzte Aktualisierung: J. Niederberger. Verantwortlich: A. Tschentscher.