Netty Probst

Netty Probst, geboren 1903, wird 1927 die erste praktizierende Anwältin von Luxemburg.

Hintergrund

Mit 24 Jahren wird die Luxemburgerin Netty Probst als Anwältin vereidigt. Der Einstieg in die Anwaltstätigkeit wird ihr jedoch alles andere als einfach gemacht. Die Richter des Obersten Gerichtshofs verweigern ihr zunächst die Aufnahme in die Anwaltskammer, weil sie eine Frau ist. Doch Probst kann auf den Rückhalt ihrer Kollegen zählen. Sie zeigen sich solidarisch mit ihr und weigern sich, ihren Eid zu leisten, bis die negative Entscheidung der Richter aufgehoben wird. So wird Probst 1927 die erste praktizierende Anwältin des Landes. Nur eine Frau wird vor ihr in die Anwaltskammer aufgenommen: Es ist Marguerite Welter im Jahr 1923, die danach jedoch nicht als Anwältin arbeitet.

Probst übernimmt die Kanzlei ihres Vaters und spezialisiert sich auf Scheidungsrecht, ein zu ihrer Zeit noch unpopuläres Gebiet wegen der seltenen Scheidungsfälle. Sie leistet insbesondere Frauen Rechtsbeistand. 1934 verteidigt sie in einem aufsehenerregenden Fall eine Mutter, die ihr Kind getötet hatte, das aus einer Vergewaltigung stammte. 1939 setzt sie sich erfolgreich für Lehrerinnen ein, die im Falle einer Heirat dazu gezwungen wurden, ihren Dienst zu quittieren. Probst dringt mit ihrer Beschwerde durch und das Vorgehen der luxemburgischen Gemeinde wird als rechtswidrig erklärt. Im Jahr 1954 wird die erfolgreiche Anwältin zur ersten Vorsitzenden der Anwaltskammer gewählt

(Quellen: Ville de Luxembourg, Fraendag.lu; Bildquelle: fraendag.lu)

Lebensstationen

  • 1903 geboren in Luxemburg
  • 1927 Vereidigung als Anwältin
  • Ab 1927 Tätigkeit in der Kanzlei ihres Vaters
  • 1954 Wahl zur Vorsitzenden der Anwaltskammer
  • 1990 Tod

Weiterführende Informationen

  • Flammang Simone: "L'accès des femmes au monde judiciaire luxembourgeois", in: Vera Fritz, Denis Scuto und Elisabeth Wingerter (Hrsg.): Histoire de la Justice au Luxembourg (1795à nos jours), Berlin/Boston 2022, S. 321-334.

Letzte Aktualisierung: J. Niederberger. Verantwortlich: A. Tschentscher.